Nein zu deutschen Tornados in Afghanistan

 

Winfried Hermann Peter Hettlich

Dr. Anton Hofreiter

Dr. Harald Terpe
Heute entscheidet der deutsche Bundestag über die Entsendung
von Tornado-Aufklärungsflugzeugen nach Afghanistan. Diese
Flugzeuge können im gesamten ISAF-Bereich eingesetzt werden,
also auch in den umkämpften Regionen im Süden und Osten.
Sie sollen zu mehr Sicherheit beitragen. Doch zum Aufspüren
von Selbstmordattentätern, deren Anschläge die Sicherheit
zunehmend bedrohen, sind Tornados weder gedacht noch geeignet.
Die hochmodernen Aufklärungsflugzeuge ersetzen britische
Aufklärungs- und Kampflieger, die sich ohne Aufklärungsarbeit
ganz auf den Kampf aus der Luft konzentrieren werden. Deutsche
Tornados haben v.a. die Aufgabe, genaue Bilder von „aufständischen
(Taliban-)Kämpfern“ für anschließende Bombardements
zu liefern.

Die NATO-Partner erwarten, dass Deutschland sich endlich am
schwierigen und schmutzigen Kampf gegen den Widerstand im Süden
Afghanistans beteiligt. Tornados sind dazu die elegante Lösung.
Deutsche Soldaten müssen (noch) nicht im direkten Kampf
ihr Leben riskieren, dafür liefern deutsche Flugzeuge die
Infobilder zur blutigen Bekämpfung und Zerstörung.
Faktisch wird mit dem Tornadoeinsatz die bisherige Linie des
deutschen ISAF-Einsatzes verlassen, der sehr darauf bedacht war,
im Norden Afghanistans möglichst zivilpolizeilich die Aufbauprojekte
zu sichern. Ganz anders als die NATO im Süden, die sich
immer wieder als martialische Besatzungsarmee aufspielt.

 

Das relativ gute Ansehen der Bundeswehr vor Ort, das wesentlich
mit dieser eher zivilen Strategie zusammenhängt, wird bald
blutbeschädigt sein. Und auch in Afghanistan wird sich herumsprechen,
dass deutsche Flugzeuge die Bombardements der NATO vorbereitet
haben. Der scheinbar harmlose Bundeswehreinsatz mit sechs Aufklärungstornados
könnte die Rolle der Bundeswehr in Afghanistan entscheidend
verändern: Von der Aufbauschutztruppe zur gewaltsamen Besatzungsarmee.

Aber mit noch so viel militärischer Gewalt wird man ein
Volk nicht „überzeugen“ und auch keine „Herzen
gewinnen“. Und mit noch so viel Waffengewalt und Krieg
kann auch Demokratie nicht durchgesetzt werden.

 

Die Tornados werden den Friedensprozess sicher nicht beschleunigen,
wohl aber eine neue militärische Eskalationsstrategie einleiten.
Wir befürchten eine Ausweitung und Brutalisierung des Krieges
wie die Mehrzahl der Menschen in Deutschland.

Afghanistan braucht keine militärische, wohl aber eine zivile „Frühjahrsoffensive“.
Der Einfluss der Taliban kann allenfalls mit zivilen Mitteln
zurückgedrängt werden. Sinnvoller wäre es die
35 Mio. € für den Tornadoeinsatz in den zivilen Wiederaufbau
einzusetzen. Deshalb und aufgrund weiterer grundsätzlicher
Bedenken sagen wir Nein zu deutschen Tornados in Afghanistan.

 

Berlin, den 9. März 2007

 

Winfried Hermann

Peter Hettlich

Dr. Anton Hofreiter

Dr. Harald Terpe

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