Demonstration in Kehl – ein paar Eindrücke

von Wilhelm Achelpöhler

-Anreise mit der „Friedenslok“ aus NRW. Die Grünen im Zug dürften allenfalls 2-3 Abteile füllen unter den 800 Mitreisenden aus NRW. Maßgeblich organisiert von der Linken. Für die ist die Sache jetzt schon ein großer Erfolg – quasi „Team-Building“ beim Parteiaufbau.

-Die Ankunft in Kehl wird von der Polizei künstlich verzögert, damit der Zug nicht „zu früh“ in Kehl ankommt. Gleiches gilt, wie man später erfährt, für die Busse. Der Zug muss 20 Minuten warten, bis er nach Kehl einfahren kann.

-In Kehl Empfang durch die Polizei. Absperrungen führen die Demonstrationsteilnehmer zum Kundgebungsplatz. Die Demo wird von Polizeiketten mit Helm und Kampfausrüstung gesäumt. So dürften sich Neo-Nazis auf ihren Demos fühlen.

-Die Kundgebung wird erreicht, eigentlich soll es jetzt los gehen, um über die Europa-Brücke nach Stzrasbourg zu gehen, um an einer großen Kundgebung teilzunehmen, danach dann in die Strasbourger Innenstadt zu einer Abschlußkundgebung – ob dass alles klappt? Rückfahrt des Zuges ist für 18:30 Uhr geplant.

– Auf der Kundgebung werden Auflagen verlesen, das Mitführen von Klobürsten ist untersagt. Habe keine dabei. Glück gehabt. Der massiven Präsenz der Polizei an der Straße entspricht die Präsenz bei der Kundgebung: unter den Demonstranten mehrere Grüppchen von Polizei, daneben der Lautsprecherwagen, der immer wieder sinnfreie Durchsagen “ wir begrüßen sie“ etc. macht, um auch auf diese Weise massive Präsenz zu zeigen. Schön: ein grüner aus Stuttgart hat ein Transparent mit der Aufschrift Grüne Friedensini. Treffe ein paar Grüne: Sylvia, Jörg, Ruth.

Uns wird’s zu bunt, wir wollen nach Straßburg und verlassen die Kundgebung. Begebe mich mit drei anderen Richtung Europabrücke. Auf dem Weg sehen wir überall Polizei, selbst aus Münster sind einige dabei. Da ist der Aufgang zur Brücke zu shen. Die Polizei versperrt meinem Sohn (15j) und seinem Freund den weiteren Weg. Er dürfe nicht weiter, sei in die Kategorie „rot“ einzustufen, der bei der Demo nur Ärger machen wolle. Wie der Polizist dazu kommt? Wegen der langen Haare? Vielleicht wegen der schwarzen Jacke. Auf der ist eine Fahne mit einem „A“ drauf. Dass es sich um einen Fan-Artikel von Arminia Bielefeld handelt, fällt dem Herrn nicht auf, er kommt aus Sachsen und kennt sich wahrscheinlich nur in der 3. Liga aus. Für meinen Sohn praktischer Sozialkundeunterricht, bei dem er mehr lernt, als in der Schule.
Die Polizei hat offenbar keineswegs vor, die Demonstranten des Ostermarsches nach Strasbourg zu lassen. Mit Ausweiskontrollen und Durchsuchungen soll der Zug nach Strasbourg so lange verzögert werden, dass man nicht ankommt. Erinnerungen an „Container-Joe“ 1981 in Brokdorf werden wach. Da auch mein Anwaltsausweis nichts nutzt und ich in erster Linie nach Strasbourg will, ziehen wir weiter und erreichen über einem Umweg die Brücke. Aber auch dort geht es nicht weiter. Es ist zwar alles friedlich, aber die Brücke ist gesperrt. Mehrere Polizeiketten versperren den Zugang.
“ Einsturzgefahr“ erklärt ein Beamter, der offenbar keine Schulung für freundlichen Umgang absolviert hat. Wir geben ein TV Interview, und ärgern uns über uns selbst: Wie konnte man nur glauben, dass die Polizei, die im Stile einer Bürgerkriegsarmee antritt, uns über die Brücke lassen wird? Es ist doch eine bekannte Polizeitaktik „friedliche“ und „militante“ Demonstranten zu trennen, um auf die einen draufhauen zu können. Ein breiter Protest gegen die NATO Tagung wird jedenfalls von der Polizei vereitelt. Nach zwei Stunden brennt das ohnehin zum Abriss bestimmte Zollhäuschen. Jetzt ist jedem klar, dass wir nicht nach Strasbourg kommen, die deutsche Polizei wird es auf die Militanten in Frankreich schieben und freut sich. Von französischer Seite kommen Demonstranten auf die Brücke, man sieht Fahnen vor der Polizeikette, aber ein Durchkommen ist aussichtslos. Später erfährt man durch ein Interview eines französischen Demonstranten im SWR, dass die Polizei die Brücke dicht gemacht hatte, bevor sich irgendetwas auf französischer Seite ereignet hatte.
Nach einigen Stunden kommt auch der Ostermarsch und wird vor der auf die Europabrücke führenden Straße von der Polizei gestoppt. Wir beobachten alles von einem kleinen Hügel, auf dem sich auch eine putzige DKP Blaskapelle einfindet. Nach einiger Zeit können die Demonstranten etwas weiter vor. Die Polizei hatte vorher einen Weitermarsch der Demonstration erlaubt. Aber die Demo zieht nur bis zur Straße auf die Brücke. Die meisten wollen nicht zurück auf den Parkplatz der Auftaktkundgebung, sondern wenigstens Strasbourg sehen, wo inzwischen schwarze Wolken aufsteigen. Es gibt eine Kundgebung.
Als es uns zu langweilig wird, gehen wir in eine Bahnhofsbar und sehen die 2. Halbzeit der Bundesligakonferenz. Vorher noch Nachrichten. Tenor: Deutsche Polizei hat richtige Taktik, deshalb alles friedlich, anders die Franzosen, deshalb dort Krawalle. Erinnert etwas an die Teilung in ISAF/Nord und ISAF/Süd in Afghanistan. Die Wahrheit liegt eher darin, dass auf deutscher Seite Demonstranten waren, die eine bessere Meinung über den Saat hatten, als diejenigen auf französischer Seite, dokumentiert darin, dass sie glaubten, die Polizei würde ihnen den Weg nach Strasbourg erlauben.
Als die Bundesliga Konferenz vorbei ist und alle für Arminia gespielt haben gehen wir zum Zug und erreichen nach einigen Stunden Münster.

Wilhelm Achelpöhler
Kontakt:
Uli Cremer 0160 / 81 21 622
cremer@gruene-friedensinitiative.de

Wilhelm Achelpöhler 0171 / 17 17 392
achelpoehler@gruene-friedensinitiative.de

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